Die Kölner Erzbischöfe und das Reich

Netzwerkanalytische Untersuchungen der Beziehungen zu den staufischen Kaisern Friedrich I. Barbarossa und Heinrich VI.

Promotionsprojekt von Clemens Beck, M.A.

Förderung: Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes.

Heiratsnetzwerk des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert (die Größe der Knoten ist abhängig von der Eigenvektorzentralität)

Abbildung: MEPHISTO, CC BY 4.0

Die Promotion untersucht die Beziehungen zwischen den Kölner Erzbischöfen Philipp von Heinsberg, Bruno von Berg sowie Adolf von Altena und den staufischen Kaisern nach dem Sturz Heinrichs des Löwen bis zum offenen Ausbruch des staufisch-welfischen Thronstreits im Jahr 1198. Während vor 1180 eine enge Zusammenarbeit zwischen Erzbischof Philipp von Köln und dem staufischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa bestand, war im Thronstreit der Kölner Erzbischof Adolf von Altena die führende Kraft hinter der Wahl und Krönung des welfischen Thronprätendenten Otto IV. Gegen Friedrich Barbarossas Sohn Philipp von Schwaben. Die politischen Gruppenbindungen veränderte sich in dieser Zeit sehr stark, wofür die historische Forschung niemals eine überzeugende Antwort gefunden hat. Da im Verlauf dieser 18 Jahre die Ereignisse am Niederrhein im Untersuchungszeitraum sehr komplex sind, wurden sie zu einer „antistaufischen Tradition“ der Kölner Erzbischöfe verdichtet.

Mittels der historischen Netzwerkanalyse soll nachgewiesen werden, dass es sich dabei um eine „Meistererzählung“ der älteren Forschung handelt. Für die Analyse und Auswertung der Netzwerke wurden persönliche Interaktionen der geistlichen und weltlichen Nobilität anhand von Interaktionen in historiografischen Quellen, Nennungen in Urkunden und geschlossenen oder beabsichtigten Heiratsverbindungen in eine Soziomatrix überführt und netzwerkanalytisch ausgewertet.

Polititisches Netzwerk des Jahres 1187, während eines Konflikts zwischen dem Cluster des Kölner Erzbischofs (grün) und den Anhängern Kaiser Friedrich Barbarossas (lila) um die Besetzung des Trierer Erzbistums.

Foto: MEPHISTO, CC BY 4.0

Nach ersten Befunden zeigt sich, dass die Kölner Erzbischöfe nach 1180 keinesfalls in dauerhafter Feindschaft zu den staufischen Kaisern standen. Stattdessen wirkten durch die Bildung von verschiedenen Clustern im Netzwerk der einflussreichsten Akteure des Heiligen Römischen Reiches Verbindungen des hochmittelalterlichen Adels mit den geistlichen Fürsten verschiedene externe Faktoren auf die Kölner Erzbischöfe ein, die zu einer zeitweiligen Frontstellung gegen die Staufer führten. Zugleich wurde die jeweilige Gegnerschaft immer wieder durch eine enge Zusammenarbeit zwischen den Akteuren aufgelöst.