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Datenbankmodellierung- und analyse in den Geschichtswissenschaften
Die sich beschleunigende Digitalisierung führt dazu, dass auch in den geisteswissenschaftlichen Disziplinen die Arbeit mit Datenbanken und deren Auswertung immer wichtiger wird. Im Rahmen der Übung/Aufbaumodulseminars wollen wir Studierenden der Geschichtswissenschaft Daten(bank)kompetenzen vermitteln, so dass sie in die Lage versetzt werden, historische Fragestellungen mit den Werkzeugen des 21. Jahrhunderts zu bearbeiten.
Wesentliche Fragen, die in diesem Kontext behandelt werden, sind: Wie lassen sich historische Daten modellieren und erheben? Wie erstellt und visualisiert man Datenbanken? Welche Methoden der (Digitalen) Geschichtswissenschaften sind für die Interpretation der Ergebnisse und die kritische Reflexion notwendig?
Diesen und anderen Fragen wollen wir im Übung/Aufbaumodulseminars „Datenbankmodellierung- und analyse in den Geschichtswissenschaften” nachgehen. Um Sie optimal auf Ihre späteren Qualifikationsarbeiten vorzubereiten, wird ein besonderer Arbeitsschwerpunkt auf der gemeinsamen Modellierung von Quelleninformationen aus Quellen und Regesten liegen. Die Bereitschaft zur Einarbeitung in das System FactGrid – eine Datenbank für Historiker wird dafür vorausgesetzt.
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Wissenschaft, Gelehrte und Universität im Mittelalter
Als 2002 der Mediävist Johannes Fried in einem vielbeachteten Essay das Bild der mittelalterlichen „Wissensgesellschaft“ beschwor, bezog er Stellung gegen landläufige Vorurteile vom abergläubischen und unaufgeklärten „dunklen Mittelalter“. Tatsächlich sind Schule und Universität, die Grundpfeiler des heutigen Bildungswesens, Erben dieser Epoche und schon das Mittelalter schätzte die Bedeutung von Bildung für individuelle Karrieren wie für die Gesellschaft als Ganzem sehr hoch ein. Ja es kann als ein unschätzbar wertvolles Erbe des Mittelalters angesehen werden, dass in jener Zeit das studium als autonome „dritte Gewalt“ neben die Sphäre des Religiösen und des Politischen gestellt wurde. Wie es zu diesem epochalen Schritt kommen konnte und wie er die Gesellschaft verändert hat, ist Gegenstand dieser Überblicksvorlesung. Sie zeichnet die Entwicklung der europäischen Wissenschaft und Bildungslandschaft im Mittelalter nach und befasst sich dabei schwerpunktmäßig mit der Geschichte der Universitäten seit dem 12. Jahrhundert.
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Universitäten und Gelehrte im Deutschland des späten Mittelalters
Begleitend und vertiefend zur Vorlesung zeichnet das Seminar die Entwicklung der deutschen Universitätslandschaft seit dem 14. Jahrhundert nach. Behandelt werden – mit besonderem Fokus auf die Universität Erfurt – u.a. Universitätsgründungsvorgänge, die innere Struktur und der Lebensalltag an der Hochschule. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Prosopographie (Personengeschichte) der Universitätsbesucher, d.h. der Betrachtung ihrer universitären und nachuniversitären Karrieren. Auf der Basis wichtiger Editionen universitärer und außeruniversitärer Quellen und – z.T. in Seminarreferaten vorgestellter – Fachliteratur wird so das Bild einer in ihren Grundzügen bereits „akademisierten“ Gesellschaft rekonstruiert, die schließlich mit der Bildungsbewegung des Humanismus in die Moderne überging.
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Digitale Zugänge zur Personengeschichte deutscher Gelehrter des späten Mittelalters
Studierte Geistliche haben in ganz Europa seit dem 12. Jahrhundert die Herausbildung jener „Wissensgesellschaft“ vorangetrieben, welche für unsere Zivilisation prägend geworden ist. Die prosopographische (personengeschichtliche) Erforschung dieser nach zehntausenden Personen zählenden akademischen Elite hat in den letzten Jahrzehnten reiche Einsichten in die Handlungsstrategien und Mentalitäten der Gelehrten sowie in ihre gesellschaftliche Wirksamkeit erbracht. Auch die Erschließung der Quellen, die über ihr Studium und spätere Tätigkeit informieren, ist weit vorangeschritten. In dem Seminar werden wichtige Quellenkorpora zur Gelehrtengeschichte vorgestellt (Matrikeleditionen, sowie die im Repertorium Germanicum erschlossenen vatikanischen Quellen) sowie die Möglichkeiten ihrer Auswertung am Beispiel konkreter Gelehrtenbiographien erprobt. Ein Fokus liegt hierbei auf neuen digitalen Methoden der Quellenrecherche und -interpretation (Information Retrieval, Netzwerkanalyse, Visualisierungen), die einen effizienteren Zugriff und neuartige Perspektiven auf das Material versprechen.
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Historische Netzwerkforschung in der Mediävistik. Forschungsbeispiele und praktische Einführung
Die soziale Netzwerkanalyse hat in den letzten Jahren als neuer theoretisch-methodischer Ansatz in der Geschichtswissenschaft zunehmend Verbreitung gewonnen. Auch wenn die Quellensituation die Rekonstruktion historischer Netzwerke (z.B. politische, Verwandtschafts- oder Briefnetzwerke) oft erschwert, ist die Methode nicht zuletzt wegen ihres interdisziplinären Potentials und als Bestandteil der sich rasch entwickelnden Digital Humanities für Historiker attraktiv. Im Hauptseminar werden Anwendungsfelder und konkrete Forschungsbeispiele der Historischen Netzwerkforschung diskutiert und Wissen über Grundbegriffe und -konzepte sowie zu einigen basalen Analyseverfahren der Netzwerkanalyse vermittelt. Weiterhin sollen in einem Praxisteil (eine Stunde pro Woche), welcher von einem Dozenten aus dem Institut für Informatik geleitet wird, gängige Softwaretools zur Sozialen Netzwerkanalyse (z.B. Gephi sowie entsprechende Programmpakete der Programmiersprache Python) vorgestellt und gemeinsam erprobt werden. Die Datengrundlage hierzu bilden Netzwerkdaten zur Verflechtung adliger sowie gelehrter Eliten des hohen und späten Mittelalters.
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Quellen und Datenbanken zur Personengeschichte deutscher Gelehrter im späten Mittelalter
Absolventen französischer, italienischer und später auch deutscher Universitäten haben seit dem 12. Jahrhundert die Herausbildung einer „Wissensgesellschaft“ vorangetrieben, die nicht erst seit dem Epochenumbruch zur Neuzeit prägend für die deutsche und europäische Geschichte geworden ist. Die prosopographische Erforschung dieser nach zehntausenden Personen zählenden akademischen Elite hat in den letzten Jahrzehnten reiche Einsichten in die Handlungsstrategien und Mentalitäten der Gelehrten sowie in ihre gesellschaftliche Wirksamkeit erbracht. Auch die Erschließung der (z.T.) seriellen Quellen, die über ihr Studium und spätere Tätigkeit informieren, ist weit vorangeschritten. In der Übung werden wichtige Quellenkorpora sowie prosopographische Datenbanken zur Gelehrtengeschichte vorgestellt und die Möglichkeiten ihrer Auswertung am Beispiel erprobt. Im Zentrum stehen hierbei Matrikeleditionen, die vatikanischen Quellen (erschlossen im Repertorium Germanicum) sowie eine umfangreiche Online-Datenbank spätmittelalterlicher Gelehrter (Repertorium Academicum Germanicum). Ein Fokus wird hierbei auf neue digitale Methoden der Quellenrecherche und -interpretation gelegt (Information Retrieval, Netzwerkanalyse, Visualisierungen), die einen effizienteren Zugriff und neuartige Perspektiven auf das Material versprechen.
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I.Am.AI. - Künstliche Intelligenz erklärt --- Begleitseminar zur Ausstellung
Vom Mai bis August 2021 findet in Jena die interaktive Ausstellung "I AM A.I." (siehe https://www.i-am.aiExterner Link) statt. Diese Ausstellung will das Thema Künstliche Intelligenz mit 14 Exponaten einer breiten Öffentlichkeit näher bringen.
Zur Vorbereitung dieser Ausstellung führen wir im Wintersemester 2020 ein Seminar durch, in welchem die informatischen Hintergründe zu den Exponaten erarbeitet sowie wissenschaftstheoretische, fachdidaktische und gesellschaftliche Implikationen diskutiert werden.
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I.Am.AI. - Künstliche Intelligenz erklärt --- Begleitseminar zur Ausstellung
Vom Mai bis August 2021 findet in Jena die interaktive Ausstellung "I AM A.I." (siehe https://www.i-am.aiExterner Link) statt. Diese Ausstellung will das Thema Künstliche Intelligenz mit 14 Exponaten einer breiten Öffentlichkeit näher bringen.
Zur Vorbereitung dieser Ausstellung führen wir im Wintersemester 2020 ein Seminar durch, in welchem die informatischen Hintergründe zu den Exponaten erarbeitet sowie wissenschaftstheoretische, fachdidaktische und gesellschaftliche Implikationen diskutiert werden.
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Textmining in historischen Quellenwerken
Die Arbeit des Historikers / der Historikerin wird sich in Zukunft in immer stärkerem Maße im digitalen Raum abspielen, birgt doch der mediale und technische Wandel eine Reihe von Möglichkeiten, den Forschungsprozess des Historikers in seiner ganzen Breite – von der Quellenerschließung (Heuristik) über die Quellenkritik und Analyse bis hin zur Interpretation und Darstellung digital zu unterstützen. Hier liegen sowohl große Effektivierungspotentiale als auch Ansatzpunkte für die Bearbeitung gänzlich neuer Fragestellungen. Auch viele mediävistische Quellenwerke sind mittlerweile digital verfügbar. Sie sollten nicht nur als gewissermaßen online gestellte Bücher genutzt werden, sondern das digitale Medium ermöglicht auch eine computergestützte Erschließung der Quelleninformationen. Diese Technik des sogenannten Text Mining soll in der Quellenübung am Beispiel der Auswertung des Repertorium Germanicum (RG) Online vorgestellt und in ihren Nutzungspotentialen diskutiert werden. Das RG erschließt die auf Deutschland bezüglichen Aktenstücke aus dem Vatikanischen Archiv für die Zeit von 1378 bis 1484 in Form sehr knapper und standardisierter lateinischer Regesten, die aufgrund ihrer Formelhaftigkeit relativ einfach computergestützt analysiert werden können. In der Übung werden diese Auswertungs¬möglichkeiten näher besprochen und zugleich ein Einblick in die lange Tradition von auf das RG gestützten Forschungen zur Kirchen- und Personengeschichte des deutschen Spätmittelalters vermittelt.
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Netzwerkanalyse – eine digitale Methode in der Mittelalterforschung. Aktuelle Forschungen und eine Einführung in die Methodik
Die soziale Netzwerkanalyse hat in den letzten Jahren als neuer theoretisch-methodischer Ansatz in der Geschichtswissenschaft zunehmend Verbreitung gewonnen. Auch wenn die geringere Quellenverfügbarkeit die Rekonstruktion von Netzwerken mittelalterlicher Akteure (z.B. politische, Verwandtschafts- oder Handelsnetzwerke) behindert, findet die Methode auch das Interesse von Mediävisten und zeitigt erste konkrete Forschungsergebnisse. Die Historische Netzwerkanalyse hat somit Aussichten, eine neue Historische Grundwissenschaft (als Teil der digital humanities) zu werden und zugleich bietet sie spannende Perspektiven für interdisziplinäre Forschung. Im Hauptseminar werden zunächst einige Anwendungsfelder und -beispiele der Historischen Netzwerkanalyse konkret vorgestellt und diskutiert, zweitens lernen wir Grundbegriffe und -konzepte sowie einige basale Analyseverfahren der Netzwerkanalyse kennen. Zum dritten werden in einem Praxisteil sowohl die systematische Erhebung von Netzwerkdaten (anhand von historiographischen Quellen, Briefen und Urkunden) als auch deren computergestützte Analyse eingeübt und die zuvor allgemein besprochenen theoretischen und methodischen Grundfragen am konkreten Beispiel tiefer¬gehend erörtert.
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KIME: Die Erklärbarkeit von Systemen der Künstlichen Intelligenz
Das Schlagwort „Künstliche Intelligenz“ (KI; Artificial Intelligence — AI) erlebt seit einigen Jahren eine Hochkonjunktur. Als wissenschaftliches Forschungsgebiet Mitte der 1950er Jahre entstanden, verbinden sich mit der KI von Anfang an ebenso Hoffnungen auf die Unterstützung menschlichen Denkens und Handelns durch lernende Automaten wie Befürchtungen der Unterordnung des Menschen unter Maschinen, die seine Intelligenz übersteigen. Eine wichtige theoretische Frage bei der Einschätzung der KI betrifft die Nachvollziehbarkeit des Verhaltens intelligenter Systeme: Einem System, dessen Verhalten für den Nutzer, womöglich sogar für den Erbauer nicht erklärbar und deshalb auch nur sehr begrenzt beeinflussbar ist, wird wesentlich weniger Vertrauen entgegengebracht werden als einem System, dessen Verhalten nachvollziehbar ist. Die Erklärbarkeit des Verhaltens zu einem Grundprinzip der Entwicklung von KI-Systemen zu machen, ist wesentliches Ziel der sogenannten „Explainable AI“ (XAI). Das Seminar wird sowohl erkenntnistheoretische Grundlagen (z.B. den Begriff der Erklärbarkeit) und informatische Aspekte als auch normative Fragen (etwa der Regulierung des Einsatzes von KI-Systemen) der Diskussion um XAI interdisziplinär erörtern.
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Digitale Prosopographie (Personengeschichte). Computergestützte Recherchen und Analysen in der Mediävistik
Der gegenwärtige Erfolg der Digital Humanities als neuer interdisziplinärer Querschnittsdisziplin speist sich aus der Durchsetzung des WWW als ubiquitärem Kommunikationsmedium und „kollektivem Gedächtnis“. Auch die Geschichtswissenschaft ist auf diesen Zug aufgesprungen und stellt ihre Quellen- und Literaturbestände ins Netz. Dies wird wesentlich die Praxis wissenschaftlichen Arbeitens verändern, wobei sich viele grundsätzliche Fragen stellen: nach der Zuverlässigkeit und Benutzbarkeit der Online-Ressourcen, nach geeigneten digitalen Präsentationsformen historischen Wissens, nach den sich eröffnenden Möglichkeiten computergestützter Auswertungsverfahren usw. Im Hauptseminar sollen die Erkenntnispotentiale ebenso wie mögliche Probleme und Hemmnisse computergestützten Arbeitens am Beispiel prosopographischer (personengeschichtlicher) Forschung des Hoch- und Spätmittelalters (vorrangig mit Blick auf Gelehrtenkarrieren) explorativ ausgelotet werden. Zu diskutieren ist dabei die gesamte Trias des Forschungsprozesses – von der Heuristik über die Kritik bis zur Interpretation – im Hinblick auf die Möglichkeiten seiner digitalen Unterstützung. Zugleich wird Basiswissen im – auch mit Blick auf Berufsperspektiven – rasch wichtiger werdenden Feld der digitalen Geschichtswissenschaft vermittelt.
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Was sind Digital Humanities – und was sollten sie sein?
Unter dem Begriff „Digitalen Humanities“ (DH) wird die Anwendung computergestützter Verfahren auf Forschungsfragen der Geisteswissenschaften verstanden. Aber was genau verbirgt sich hinter dem Begriff? Handelt es sich um ein eigenständiges Forschungsgebiet? Oder nur um eine Sammlung neuer Methoden? Ist bereits jedes geisteswissenschaftliche Vorhaben, welches Software einsetzt, ein DH-Projekt? Können durch computergestützte Verfahren letztendlich Fragen beantwortet werden, die auf traditionelle Weise gar nicht erst gestellt worden wären?
In diesem Seminar wollen wir uns mit solchen und ähnlichen wissenschaftstheoretischen Fragen zu den Digital Humanities auseinandersetzen. Dabei wollen wir zwei Perspektiven einnehmen: Zum einen fragen wir uns aus geisteswissenschaftlicher Sicht, wie sich die Geisteswissenschaften durch die Verwendung computergestützter Verfahren verändern. Andererseits fragen wir aus informatischer Sicht, ob die besonderen Anforderungen geisteswissenschaftlicher Forschung die Entwicklung völlig neuer Datenstrukturen und Algorithmen notwendig macht.