Flyer Tagung

Das Frontend als „Flaschenhals“? Mediävistische Ressourcen im World Wide Web und ihre Nutzungspotentiale für eine Digitale Prosopographie

Tagung zu digitalen Nutzungspotentialen mediävistischer Online-Ressourcen vom 19. bis 21. Februar an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Flyer Tagung
Foto: MEPHISTO

Die Digitalisierung stellt die heutigen Geisteswissenschaften in vielfältiger Hinsicht vor neuartige Herausforderungen. Als Medienwandel eröffnet sie völlig neue Möglichkeiten, das Wissen über Menschen, menschliche Gesellschaften und ihre Kultur effektiv und allgemein verfügbar zu machen und den wissenschaftlichen Austausch zu intensivieren. Als Methodenwandel ändert sie die Praxis wissenschaftlichen Arbeitens selbst, indem sie den Methodenkanon der Geisteswissenschaften um eine informatisch-mathematische Komponente erweitert, was große Innovationspotentiale verheißt. Dieser Transformationsprozess erfordert aktive Anpassungs- und Lernprozesse der Forscher, Bereitschaft zu interdisziplinär-kooperativem Arbeiten und nicht zuletzt eine aufmerksame Rezeption, Diskussion und Steuerung der sich vollziehenden Veränderungen in den geisteswissenschaftlichen Disziplinen.

Damit verbunden ist die Notwendigkeit, Diskussionsforen zu schaffen, in denen die mit der digitalen Transformation verbundenen Fragen diskutiert werden. Als ein solches Angebot versteht sich die geplante Tagung: Sie soll „Anbieter“ und „Nutzer“ fachspezifischer digitaler Ressourcen zusammenbringen, damit diese ihre Angebote und Bedürfnisse optimal aufeinander abstimmen und gemeinsam über innovative Weiterentwicklungen bestehender Ressourcen und Workflows nachdenken können.

In der ersten Sektion sollen Online-Quellenrepositorien, die eine Grundlage für eine mediävistische Digitale Prosopographie darstellen, vorgestellt werden. Neben einer Vorstellung ihrer Inhalte ist insbesondere die Frage nach Schnittstellen und Exportmöglichkeiten der Daten zu stellen sowie nach Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit Nutzern, etwa hinsichtlich des Nutzungsverhaltens und der Möglichkeit des Feedbacks.

Die zweite Sektion nimmt sich der Nutzerperspektive an, indem laufende mediävistisch-prosopographische Forschungsprojekte vorgestellt werden, welche in größerem Umfang auf digital verfügbarem Material aufbauen. Der Fokus richtet sich auf die Darstellung des eigenen Forschungsinteresses, des Workflows mit seinen analogen wie digitalen Komponenten sowie der praktischen Erfahrungen im Umgang mit den genannten (und anderen) digitalen Ressourcen.

Die dritte Sektion thematisiert die Weiterentwicklung der Online-Repositorien bzw. die Vertiefung ihrer Kooperation sowie das sich ändernde Verhältnis zwischen Anbietern und Nutzern digitaler Angebote. So sollen etwa am Beispiel mediävistischer Wikipedia-Angebote die Potentiale der Citizen Science diskutiert und der kollaborative Arbeitsprozess von Institutionen, Experten und interessierten Laien analysiert werden.

Geplant ist weiterhin eine Round-Table-Diskussion, die sich mit wissenschaftssoziologischen, -politischen und -kulturellen Aspekten des digitalen Transformationsprozesses in der Geschichtswissenschaft befassen soll; ein AbendvortragExterner Link über Erkenntnispotentiale digital gestützter mediävistischer Forschung (am Beispiel der Historischen Netzwerkanalyse) rundet die Tagung ab.

Information

Anmeldung:

E-Mail an Christian Knüpfer (bis 07.02.2020)

Programm

  • Mittwoch, 19.02.2020

    09.30 Uhr
    Begrüßung


    Sektion 1: Heuristik und Kritik im digitalen Zeitalter. Digitale Quelleneditionen und ihre Nutzung in der aktuellen mediävistischen Forschung
    Moderation: PD Dr. Robert Gramsch-Stehfest (Jena), Prof. Dr. Sabine Schmolinsky (Erfurt)


    10.00 - 10.40 Uhr
    Prof. Dr. Georg Vogeler (Graz): „Das Urkundenportal Monasterium.net“

    10.40 - 11.10 Uhr
    Kaffeepause

    11.10 - 11.50 Uhr
    Dr. Magdalena Weileder (München): „Forschungen auf der Basis von Monasterium.net“

    12.00 - 13.30 Uhr
    Gemeinsames Mittagessen

    13.30 - 14.10 Uhr
    Dr. Andreas Kuczera (Gießen / Mainz): „Die Regesta Imperii online“

    14.10 - 14.50 Uhr
    Dr. Robert Novotný (Prag): „Die Regesta Bohemiae et Moraviae aetatis Hussiticae“

    15.30 - 16.00 Uhr
    Kaffeepause

    16.00 - 16.40 Uhr
    Gus Riva (Heidelberg): „Netzwerkanalyse auf der Basis des Handschriftencensus“


    Sektion 2: Nutzungspotentiale mediävistischer Online-Ressourcen für eine „Digitale Prosopographie“  gelehrter Eliten des Spätmittelalters
    Moderation: Prof. Dr. Uwe Schirmer (Jena), Prof. Dr. Georg Strack (Marburg)


    16.40 – 17.20 Uhr
    Dr. Jörg Voigt/Dr. Jörg Hörnschemeyer (Rom): „Das Repertorium Germanicum online”

    17.20 – 18.00 Uhr
    Alexander Maul (Marburg): „Päpstliche Dispenspraxis im Spiegel von RPG und RG online“

    19.00 - 20.00 Uhr
    Gemeinsames Abendessen

     

  • Donnerstag, 20.02.2020

    09.30 – 10.10 Uhr    
    Bärbel Kröger, M.A. (Göttingen): „Die Germania Sacra Online“

    10.10 – 10.50 Uhr
    Mathias Manecke (DNB, Leipzig): „´quaere et invenies´ Über die Chancen der kollaborativen Normdatei GND”

    10.50 – 11.20 Uhr
    Kaffeepause

    11.20 – 12.00 Uhr
    Matthias Reinert, Bernhard Ebneth (NDB, München), „Die Neue Deutsche Biographie online“

    11.50 – 13.30 Uhr
    Gemeinsames Mittagessen


    Sektion 3: Mediävistische Prosopographie zwischen traditioneller Quellenarbeit, Internet-Ressourcen und Citizen Science. Die Vision digital unterstützten Forschens
    Moderation: Prof. Dr. Torsten Hiltmann (Berlin), Prof. Dr. Georg Jostkleigrewe (Halle)


    13.30 – 14.10 Uhr
    Prof. Dr. Jan Keupp (Münster): „Mediävistik und Digitalisierung: Perspektiven und Probleme“

    14.10 – 14.50 Uhr
    Prof. Dr. Horst Enzensberger (Bamberg): „Wikipedia als Quelle für die mediävistische Forschung“

    14.50 – 15.30 Uhr
    Dipl. Inf. Rene Smolarski, M.A. (Erfurt): „Citizen Science in den Geschichtswissenschaften”

    15.30– 16.00 Uhr
    Kaffeepause

    16.00 – 16.40 Uhr
    Dr. Thomas Mutschler (ThULB Jena): „Management von und Zugang zu geschichtswissenschaftlichen Forschungsdaten aus Sicht der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek”

    16.40 – 18.00 Uhr
    Stadtrundgang und Besichtigung der Ausstellung zur Jenaer Universitätsgeschichte

    18.30 – 20.00 Uhr
    Gemeinsames Abendessen


    Abendvortrag (im UHG, HS 250)


    20.00 – 21.30 Uhr
    Dr. Johannes Preiser-Kapeller (Wien): „Jenseits der Flaschenhälse. Digitale Prosopographie und historische Netzwerkforschung von Europa bis Ostasien zwischen Geschichtswissenschaft und Komplexitätstheorie“

  • Freitag, 21.02.2020

    9.30 – 10.10 Uhr
    PD Dr. Robert Gramsch-Stehfest / Dr. Christian Knüpfer (beide Jena) „Techniken und Perspektiven einer (semi-)automatischen Auswertung mediävistischer Online-Ressourcen“

    10.10 – 10.40 Uhr
    Dr. Olaf Simons (Gotha): „Die eigene Arbeit auf einer kollaborativen Plattform laufen lassen? Erfahrungen aus dem FactGrid-Projekt“

    10.40 – 11.00 Uhr
    Kaffeepause

    11.00 – 12.30 Uhr
    Round Table: „Digitalisierung in der Mediävstik – technische, wissenschaftsorganisatorische und erkenntnistheoretische Perspektiven“; Teilnehmer: Dr. Jörg Feuchter (Berlin), Dr. Christoph Kudella (Göttingen/Dariah-DE), PD Dr. Robert Gramsch-Stehfest (Jena), Dr. Jörg Voigt (DHI Rom), Prof. Dr. Torsten Hiltmann (Berlin), Dr. Daphné Kerremans (DFG); Moderation: Dr. Christian Oertel (Erfurt)

    12.30 – 13.00 Uhr
    Zusammenfassung der Tagung und Abschlussdiskussion

    13.00 Uhr
    Gemeinsames Mittagessen